Die Weiten des böhmischen Erzgebirgskammes erobern wir uns am besten mit dem Fahrrad, vor allem, wenn du mal auf dem höchsten Gipfel hier stehen willst. Denn es ist ziemlich weit bis zum Loucna, dem Wieselstein, nördlich von Litvinov/Leutensdorf. Und weil heute kaum noch Leute in der Gegend leben, gibt es hier auch fast keine öffentlichen Verkehrsmittel. Von Litvinov/Leutensdorf nach Dlouha Louka/Langewiese, wo du die Auflösung der Aufgabe dieser Spielstation erfahren kannst, fährt von Mai bis September sonnabends und sonntags ein sogenannter Radlerbus ("cyklobus", 10.00 Uhr ab Busbahnhof Litvínov). Je nach Schneebedingungen verkehrt in den Wintermonaten auch ein Skibus (Sa/So 9 Uhr ab Busbahnhof Litvínov).
Doch lassen wir unsere Radtour am Grenzübergang Moldava/Neurehefeld beginnen. Tschechische Uhu-Spieler haben es leicht, dorthin zu kommen, nämlich mit dem Zug von Most/Brüx, Litvinov/Leutensdorf, Osek/Ossegg oder Dubi/Eichwald aus: ab Most 8.08 (nur Sa/So), 9.26, 11.25 Uhr
Die deutschen Radler müssen eine längere und beschwerlichere Anfahrt bewältigen:
Leichter wäre es ja, wenn die Eisenbahn noch wie früher zwischen Most/Brüx und Freiberg verkehren würde. Zu Zeiten unserer Urgroßeltern war das eine viel befahrene Strecke, auf der unter anderem böhmische Kohle nach Sachsen transportiert wurde. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der Grenzübergang geschlossen und auf deutscher Seite mehrere Kilometer Gleise abgebaut. Inzwischen haben sich auf dem Bahndamm zwischen Holzhau und Neurehefeld sehr seltene Pflanzen angesiedelt.
Gleich hinter den letzten Verkaufsständen der vietnamesischen Händler am Grenzübergang Neurehefeld-Moldava zweigt rechts die erste Straße nach Moldava ab. An der Kreuzung informiert eine Tafel über die Zeit, als hier in der Gegend noch Glas hergestellt wurde. Der Glasmacher-Lehrpfad verbindet mehrere Punkte in der Landschaft um Moldava, an denen archäologische Untersuchungen Spuren mittelalterlicher Glashütten gefunden haben. Die Waldglasherstellung benötigte gigantische Mengen an Holz. Zunächst einmal, um genügend Hitze zu entfachen, damit man Quarz zum Schmelzen bringen konnte. Dann aber musste diesem geschmolzenen Quarz noch Holzasche zugesetzt werden, damit sich die Schmelze gleichmäßig ausbreiten ließ. Um ein Kilogramm Glas herzustellen, brauchte man so bis zu zwei Tonnen Holz. Ein richtig großer Baum bringt es höchstens auf ein Holzgewicht von einer Tonne - das würde dann für ziemlich genau ein Flasche des Grüne-Liga-Streuobstapfelsaftes reichen (0,7-Liter-Flasche, wiegt etwa 450 Gramm)! Aber nicht nur die Glasmacher brauchten viel Wald, auch der Bergbau verschlang große Mengen Holz. Im Streit um den begehrten Rohstoff hatten zum Schluss die Glasmacher das Nachsehen und wanderten nach Böhmen ab.
Um einmal zu sehen, wie so eine mittelalterliche Glashütte ausgesehen haben mag, machen wir einen kleinen Abstecher nach rechts. Vor dem nächsten Hotel befindet sich der Nachbau eines solchen Glasofens, wo vor einigen Jahren tschechische Archäologen und Glasmacher das alte Verfahren selbst einmal ausprobiert haben.
Auf der nächsten Straße fahren wir wieder nach links und kehren zurück zur Hauptstraße zwischen Moldava/Moldau und Nove Mesto/Neustadt. Einen Kilometer weit geht es noch bergan über den Sklarsky vrch,/Glaserberg, einem mit jungen Blaufichten bepflanzten Höhenrücken. An der nächsten Straße biegen wir rechts ab, in Richtung Flaje/Fleyh.
Hier, auf dem Höhenrücken zwischen Moldava und Nove Mesto, entspringen drei der wichtigsten Flüsschen des östlichen Erzgebirges. Ungefähr 300 m nach der Kreuzung führt an einer kleinen Grube ein Waldweg nach rechts in den Wald. Wer diesem folgt, steigt recht bald in ein immer tieferes Tälchen hinab. Aus kleineren Sickerquellen sammelt sich darin etwas Wasser - hier entspringt die Freiberger Mulde. Immer mehr Wasser quillt aus den bewaldeten Hängen, und schon nach wenigen Kilometern ist die Mulde so kräftig, dass sie sich das beachtliche Tal schaffen konnte, in dem heute der Ort Moldava/Moldau liegt.
Ganz anders ist die Quelle der Flöha/Flajsky potok beschaffen. Auch auf der linken Straßenseite führt ein schmaler Weg in den Wald, ein kleines Stück vor dem Abstecher zur Muldenquelle. Doch wenn man diesem Weg folgt, bekommt man nach einigen hundert Metern ziemlich nasse Füße - man gelangt in ein sehr schönes Waldmoor. Torfmoose bedecken den weichen Boden und Wollgras grüßt mit seinen leuchtend weißen Wattefrüchten. Das ist der Anfang der Flöha, die danach erstmal über viele Kilometer nach Westen fließt, ganz anders als die meisten Erzgebirgsbäche, die sich entweder auf einen langen Weg nach Norden, zur Elbe hin, begeben oder aber am Südabhang des Erzgebirges steil ins Nordböhmische Becken hinabstürzen.
So schön wie das kleine Quellmoor der Flöha auch erscheinen mag, richtig intakt ist es aber schon lange nicht mehr. Wie viele andere Moore auf dem Erzgebirgskamm wird es seit Jahrhunderten durch tiefe Gräben entwässert. Einer dieser Gräben führt in Richtung Nove Mesto/Neustadt, wo er sich mit anderen kleinen Gewässern zur Wilden Weißeritz/Divoka Bystrica vereinigt.
Die Straße führt weiter auf der flachen Wasserscheide zwischen Mulde und Flöha nach Westen. Der Höhenrücken mag einsam anmuten. Man kann weit über die nur wenig genutzten Wiesenflächen schauen, und nur selten begegnet man anderen Menschen. Doch das war nicht immer so. Noch vor 60 Jahren wären wir hier durch den Ort Ullersdorf gefahren. Ein Stück weiter geradeaus lag Grünwald, daneben Motzdorf und Fleyh. Und auf unserer weiteren Fahrt werden wir nachher noch durch die Gegend kommen, wo sich Willersdorf in die Aue des Flöha-Baches schmiegte. All diese Bergdörfer waren, wie der größte Teil des böhmischen Erzgebirges, jahrhundertelang überwiegend von deutschsprachiger Bevölkerung bewohnt gewesen. Nachdem Deutschland vor 60 Jahren den fürchterlichen Krieg verloren hatte, mit dem es selbst unbeschreibliches Leid über seine europäischen Nachbarn gebracht hatte, wurde der größte Teil der deutschsprachigen Bewohner aus der Tschechoslowakei vertrieben. Dabei spielte es keine Rolle, ob sich diese Deutschen am Krieg mitschuldig gemacht hatten oder nicht. Innerhalb weniger Wochen mussten sie ihre Dörfer verlassen. Nur wenige Orte wurden später dann von neuen, tschechischen Zuzüglern übernommen, so wie Moldava/Moldau, Mikulov/Niklasberg oder Nove Mesto/Neustadt. Viele andere Orte verfielen und wurden schließlich abgerissen. An manchen Stellen künden noch einzelne Kulturpflanzen davon, dass es sich einmal um Siedlungen handelte: Schneeglöckchen und Knallerbsensträucher findet man mitunter, an einigen Stellen leuchtet im Mai auch ein Fliederstrauch. Gut zu erkennen sind die alten Hofstellen auch an den Salweiden, die auf den nährstoffreichen Böden offenbar gut wachsen können. Auch einige wenige Ruinen lassen noch die Siedlungsgeschichte dieses Teiles des Erzgebirges erahnen.
Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Weil auf der tschechischen Seite des östlichen Erzgebirges heute nur noch wenige Menschen unterwegs sind, konnten hier etliche störungsempfindliche Tierarten Ruhezonen finden. In den Moorbereichen leben noch immer Birkhühner. Und sogar der scheue Luchs soll gelegentlich wieder durch das Ost-Erzgebirge streifen. Immerhin: über Nahrungsmangel sollte er nicht zu klagen brauchen: die tschechischen Jäger züchten hier Wild in großer Zahl.
Nachdem wir eine der erwähnten Ruinen passiert haben, macht die Straße eine kleine Linkskurve und es geht leicht bergauf zum Höhenzug Nad križkem/Steinhübel (857 m). Wenn wir bei ganz klarem Wetter hier geradeaus blicken, können wir in 60 Kilometern Entfernung die höchsten Berge des gesamten Erzgebirges erahnen: den Klinovec/Keilberg (1243 m) und Fichtelberg (1214 m). Aber so viel Glück mit der Sicht hat man nur selten.
Eine große Linkskurve führt uns nun hinab in die weite Talmulde der Flöha/Flajsky potok. An der nächsten Kreuzung zweigt rechts die Straße zur Talsperre Flaye/Fleyh ab. In den Fluten dieses wichtigen Trinkwasserspeichers versanken vor 50 Jahren die Reste der Ortschaft Fleyh. Heute ist dies ein landschaftlich wunderschöner Flecken Erde, der für alle besonders kräftigen Radler den etwa 10 km langen Abstecher (5 km bis zur Staumauer und 5 km zurück) lohnen würde.
Aber wir Durchschnittsradler müssen wohl darauf verzichten, denn es liegt heute noch ein ganzes Stück Weg vor uns. Die Straße führt uns hinab zum kleinen Bächlein Flajsky potok, der hier noch jungen Flöha. Danach geht es 5 km mehr oder weniger bergauf, knapp 100 Höhenmeter bis zum Erzgebirgskamm bei Dlouha Louka/Langewiese.
An zwei Teichen kommen wir vorbei, dem Kleinen und dem Großen Rats-Teich/Maly a Velky radny rybnik. Dann kommen die ersten Häuser von Dlouha Louka und wir sind oben: vor uns senkt sich die Landschaft ziemlich steil nach unten, der Blick reicht weit über das Nordböhmische Becken hinweg.
Wir wollen nun aber das Dach des Osterzgebirges erklimmen. Gleich hinter den ersten Häusern von Dlouha Louka, noch bevor sich die Straße in den Ort herabsenkt, zweigt rechts der Weg zum Loucna/ Wieselstein ab. Knapp 2 Kilometer führt eine Forststraße geradewegs nach Westen, genau auf den Gipfel zu. Deutlich ist der eiserne Turm zu erkennen, der aber leider kein Aussichtsturm für Wanderer ist, sondern noch aus Zeiten stammt, als das Militär den höchsten Punkt der Region besetzt hielt. Die Armee ist zwar schon lange vom Berg Loucna abgezogen, aber richtig öffentlich zugänglich ist das Gebiet leider trotzdem nicht. Die Bergkuppe gehört zu einem riesigen Rotwild-Zuchtgebiet, das mit einem großen Holzgatter umzäunt ist.
Bereits vor über 200 Jahren ließen reiche Leute des deutsch-böhmischen Adels hier ganz viele Hirsche in ein Gehege sperren, das noch größer war als heute. Bei der unglaublichen Zahl von über 600 Hirschen war ihnen der Jagderfolg gewiss, und sie konnten ihre Schlösser mit stattlichen Trophäen schmücken. Genau wie damals geht es auch heute noch vor allem darum, hier Hirsche mit möglichst großen Geweihen zu halten. Doch sind es heute nicht mehr nur irgendwelche Grafen und Barone, die sich dem zweifelhaften Vergnügen hingeben, Hirsche wegen ihrer Hörner zu schießen. Wer's gerne einmal wissen möchte, wieviel deutsche Jäger bereit sind zu bezahlen, um einen kapitalen Rothirsch erlegen zu dürfen, der kann sich die Internetseite des Wildgatters Fleyh anschauen: www.oboraflaje.cz. Zehntausend Euro und mehr kosten die Tiere mit den größten Trophäen. Waidmannsheil!
Die Forststraße endet also einen knappen Kilometer vor dem Loucna-Gipfel am Gatterzaun bzw. biegt nach rechts ab in Richtung Flaje-Talsperre. Ein Stück können wir noch auf dem blau markierten Wanderweg links am Zaun vorbei radeln, bei nassem Wetter müssen wir wohl aber eher schieben oder das Fahrrad vorn am Gattertor abstellen. Die letzten 200 m, ab einem Wanderwegweiser, müssen wir dann ohnehin zu Fuß weiterlaufen. Es geht ziemlich steil bergan, immer am Holzzaun entlang.
Schließlich erreichen wir eine Felsklippe aus Granitporphyr. Uns bietet sich ein herrlicher Ausblick ins Nordböhmische Becken und hinüber zu den Kegelbergen des Böhmischen Mittelgebirges. Jedoch: der eigentliche Gipfel des Wieselsteins, die andere Felsspitze mit dem Turmrest, befindet sich auf der anderen Seite des hohen Holzzaunes. Geheimtip: schaue dich gründlich um, dann findest du vielleicht auch einen Weg zum Dach des Ost-Erzgebirges.
Weit liegt uns hier die karge Kammlandschaft zu Füßen. Noch vor vierzig Jahren war hier alles von finsteren Fichtenforsten bedeckt. Doch dann krochen immer häufiger die schwefelsauren Nebelschwaden über die Hochebene - ausgestoßen von immer mehr und immer größeren Schornsteinen, die zu Kraftwerken im Nordböhmischen Becken gehörten. Schwefelreiche Braunkohle wurde - und wird noch immer - verheizt, um Strom zu gewinnen. Doch das Schwefeldioxid, das neben allerlei anderen Abgasen dabei auch entstand, wirkte als tödliches Gift in den Fichten. Auch für die Menschen war das ganz und gar nicht gesund, die tschechischen Kinder hatten damals ganz oft Husten und noch viel schlimmere Krankheiten. Die Bäume indessen starben ab. Millionen Borkenkäfer fielen dann über die geschwächten Fichten her, und bald war der gesamte Erzgebirgskamm kahl. Nur ein paar Ebereschen und Buchen, die im Schutze der Fichten am Wieselstein hochgewachsen waren, sind heute noch von damals übrig. Anders als die Fichten haben die Laubbäume Winterruhe, wenn die Kraftwerke auf Hochtouren laufen und das meiste Schwefeldioxid ausstoßen.
Das Schlimmste scheint allerdings vorbei zu sein. Die Braunkohle fressenden Dreckschleudern wurden in den letzten zehn, fünfzehn Jahren entweder stillgelegt oder mit modernen Rauchgas-Filteranlagen ausgerüstet. Die Schwefeldioxidbelastungen sind deutlich zurückgegangen. Das gilt übrigens nicht nur für das nordböhmische Braunkohlerevier, sondern auch für die sächsischen Kraftwerke im Leipziger Raum und in der Lausitz. Umweltvereine wie die Grüne Liga haben die Politiker und die Kraftwerksbetreiber immer wieder dazu gedrängt, endlich wieder für sauberere Luft zu sorgen; viele Menschen mussten dafür demonstrieren, dass wir heute hier wieder richtig durchatmen können.
Und der Wald? Wie auch auf deutscher Seite haben die tschechischen Förster große Gebiete mit Blaufichten aufgeforstet. Eigentlich heißt die Blaufichte Stechfichte und kommt aus Nordamerika. Sie verträgt viel mehr Schwefeldioxid als unsere einheimische Fichte, jedoch wächst sie sehr langsam. Dafür hat sie einen anderen Vorteil, der ihr hier das Überleben sichert: die Hirsche mögen weder ihre stacheligen Nadeln noch ihre harzige Rinde. Fast alle anderen Gehölze werden hier oben weggefressen. Auch in der Pflanzenwelt am Boden können sich nur wenige Gräser und Kräuter halten, die dem Rotwild nicht schmecken. Das ist der Preis, den die Zucht von Hirschen für zahlungskräftige Trophäen-Jäger der Natur abverlangt! Den Winter überstehen die Tiere im Gatter nur dank umfangreicher Winterfütterung, doch alles, was die Natur an leckerem "Gemüse" bietet, wird natürlich auch mit abgeknabbert. Aber davon abgesehen: Ein Oktoberabend, bei Vollmond im Gebiet der Flaje-Talsperre ist so eindrucksvoll wie kaum ein anderes Erlebnis im Osterzgebirge. Wenn die Rothirsche lauthals zu röhren beginnen, glaubt man fast, in irgendeinem fernen Land auf Safari zu sein! Und außerdem leben im Schutz des Gatters auch noch Birkhühner. Bis zu 50 Stück sollen es sein, die hier zum Brüten fast völlig ungestört sind, da die Hirsche im Frühling Schonzeit haben.
So, nun haben wir genug geplaudert hier oben. Wir müssen jetzt zurück zu unseren Fahrrädern gehen und wieder auf der Forststraße nach Dlouha Louka/Langewiese radeln. Ein paarhundert Meter lassen wir uns hier die Dorfstraße herabrollen, bis ein handgemaltes Schild nach rechts zur Pension "Panorama" weist. Dorthin musst du fahren, wenn du die Auflösung des Rätsels dieser Uhuspielstation erfahren willst.
Die Panorama-Baude trägt ihren Namen ganz zu recht. Weit kann der Blick wieder über das Land schweifen, das uns hier zu Füßen liegt. Ganz links liegt die Dorfflur des alten Bergortes Langewiese mit herrlichen Steinrücken. Dahinter erhebt sich das bewaldete Massiv des Stropnik/Strobnitz, wo sich ein Ausläufer des Erzgebirgskammes weit nach Südosten vorschiebt. Hinter seiner Flanke erkennst du den Milešovka/Milleschauer, den höchsten Berg des Böhmischen Mittelgebirges. Wie die anderen Bergkuppen heißen, die aus dem Nordböhmischen Beckens aufragen, verrät dir eine Informationstafel vor der Panorama-Baude. Dabei ist auch der gesuchte Name der ziemlich auffälligen Felszacke in der Mitte. Allerdings ist die Aussicht nicht oft so klar, dass man die Gipfel auch wirklich alle selbst erkennen kann. Selbst bei Sonnenschein ist das Nordböhmische Becken oft von Dunstschleiern bedeckt. Auch wenn die Zeiten hoffentlich für immer vorbei sind, als aus den Schornsteinen noch riesige, gelbliche und stinkende Qualmwolken ins Ost-Erzgebirge zogen: es gibt auch heute noch viele Kraftwerke und Chemiefabriken da unten. Das größte Werk heißt Chemopetrol Litvinov. Du kannst es ganz rechts erkennen - wiederum gute Sichtverhältnisse vorausgesetzt. Über 2500 Menschen arbeiten in dieser Firma, und mindestens noch einmal so viele in kleineren Fabriken ringsum. Links neben der Chemiefabrik liegt ein riesiger Braunkohlen-Tagebau, dem auch die alte Stadt Most/Brüx geopfert wurde. Die neu errichtete Stadt mit modernen Plattenbauten befindet sich jetzt dahinter, zwischen den Ausläufern des Böhmischen Mittelgebirges. Herrlich ist die Aussicht hier - einerseits. Andererseits sollten einem die tiefen Narben schon zu denken geben, die wir Menschen der Natur zufügen, durch unseren gedankenlosen Umgang mit Energie und Erzeugnissen aus der chemischen Industrie. Etwas weniger Strom verbrauchen und bisschen weniger Plasteverpackungen kaufen - das könnte vielleicht schon ein wenig helfen, zum Beispiel, damit die Luft über dem Nordböhmischen Becken wieder klarer wird.
Zum Schluss kommt nun noch eine steile Schussfahrt hinab nach Osek. Überprüfe noch einmal die Bremsen deines Fahrrades, du wirst sie unbedingt brauchen! Reichlich 400 Höhenmeter geht es nun abwärts, mit vielen Kurven und auf einer ziemlich schlechten Straße. Da sind vorsichtiges Fahren und vorausschauendes Bremsen ganz wichtig. Gegenüber der im Wald verborgenen Felsenlandschaft Salesiova vyšina/Salesiushöhe treffen wir auf die Straße zwischen Litvinov und Osek. Wer noch Zeit hat, sollte sich den schönsten Versteckspielwald des Ost-Erzgebirges nicht entgehen lassen. Bei der Osek-Wanderung ("Auf zur Riesenburg!") kannst du noch bisschen mehr darüber nachlesen. Aber Achtung: verpasse nicht den Zug von Osek zurück nach Moldava. Der fährt nicht so oft, und mit dem Fahrrad den ganzen Weg zum Erzgebirgskamm wieder hoch zu strampeln, das ist wirklich kein Vergnügen! Etwa 25 km Radtour (40 bis 45 km mit Anfahrt von und Rückfahrt nach Holzhau oder Altenberg) langen ja auch wirklich zu. Fahrplan: ab Osek 15.27 Uhr; 16.31 Uhr (nur Sa und So); 18.56 Uhr
Noch ein Tipp zum Schluss: wenn du noch etwas Zeit hast bis zur Abfahrt des Zuges, kannst du auch gleich noch ins Kloster Osek/Ossegg gehen, wo du die Antwort auf die Frage dieser Uhu-Spielstation erfährst. Die Wanderung zur Riesenburg kannst du ja später einmal nachholen.
Und nun denk daran: Energie sparen hilft der Natur! (Und Fahrrad fahren macht fit)