Der Geisingberg ist nicht nur der Lebensraum besonders vieler Pflanzen- und Tierarten, sondern auch eine wunderschöne Wandergegend. Hinter jeder Steinrücke gibt es etwas Neues zu entdecken, und der Louisenturm auf dem Geisinggipfel bietet eine herrliche Rundum-Aussicht auf das Osterzgebirge.
Unsere Wanderung beginnt am Bahnhof Altenberg, wohin man von Dresden aus bequem mit der Müglitztalbahn (S-Bahn bis Heidenau, von dort Zug alle 1 bis 2 Stunden) oder auch mit dem Linienbus (Linie 360, stündlich) gelangt. Von hier aus führt zunächst eine asphaltierte Straße etwa 800 Meter geradeaus in Richtung Geisingberg.
Wem dies zu langweilig ist, der kann auch erstmal einen kleinen Abstecher in die Stadt Altenberg hinein machen und dann an der Pinge links in Richtung Geisingberg abbiegen. Von der Pinge selbst - dem großen, roten Bergbauloch, das man bei der Weiterfahrt nach Zinnwald von der Straße aus sieht - bekommt man hier aber nicht viel mit außer einem hohen Zaun und "Betreten verboten"-Schildern. Jeden Mittwoch 13.30 Uhr findet eine Führung ins Pingengelände hinein statt. Ein unvergessliches Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Die Straße endet, wo sich links ein altes Fabrikgebäude und rechts die letzten Häuser des Ortsteiles Polen befinden (die übrigen Gebäude hat die Pinge verschlungen, die durch den Altenberger Zinn-Bergbau bis 1990 immer größer wurde). Nun erklimmen wir geradeaus die erste Anhöhe, den Heidehübel. Von hier bietet sich ein schöner Ausblick auf den Basaltgipfel des Geisingberges. Vor vielen Millionen Jahren speiten in unserer Gegend Vulkane Feuer und Rauch. Aus ihren Schloten ergoss sich glühendheiße Lava, die dann irgendwo abkühlte, erstarrte und Basaltdecken bildete. Der Rest eines solchen Basalt-Ergusses ist der Geisingberg.
Natürlich wollen wir sogleich dessen Gipfel ersteigen. Dazu müssen wir zunächst vom Heidehübel durch eine kleine Senke. Beiderseits des Weges finden wir schon die ersten Bergwiesen. Doch weil diese Flächen über viele Jahre ganz und gar nicht im Sinne des Naturschutzes bewirtschaftet wurden, kehren viele typische Bergwiesenpflanzen erst ganz langsam wieder zurück. All diese Flächen wurden vor einigen Jahren wieder in das Naturschutzgebiet Geisingbergwiesen einbezogen. Gemeinsam mit Umweltvereinen und Landwirten sorgt das Naturschutzgroßprojekt "Bergwiesen im Osterzgebirge" dafür, dass sich die Blütenpracht wieder ausbreiten kann.
Nun erreichen wir den Waldrand, dann beginnt sich der Weg auch schon bald am Hang bergauf zu winden. Der Hang ist so steil, dass auf der Basalt-Blockhalde nur wenige Bäume richtig Fuß fassen konnten. Doch viele Pflanzen und Tiere - Flechten, Farne, Eidechsen, Kreuzottern - leben zwischen den Steinen.
Auf dem Geisingberg befindet sich eine kleine Ausflugsgaststätte (Mittwoch und Donnerstag Ruhetag, außer während der Schulferien) sowie ein Aussichtsturm, der den 824 m hohen Gipfel noch einmal um 18 m überragt. Schon 1891 wurde er gebaut und zu Ehren einer sächsischen Königin "Louisenturm" genannt. Für dessen Besteigung muss man in der Baude eine Eintrittskarte kaufen. Dafür hat man von oben bei schönem Wetter einen wunderschönen Ausblick - bis über das Dresdner Elbtal im Norden sowie das Elbsandsteingebirge und die Lausitzer Berge im Osten. An wenigen guten Tagen im Jahr kann man mit bloßem Auge sogar das 140 Kilometer entfernte Riesengebirge erkennen.
Wir verlassen nun den Geisinggipfel auf dem zweiten Weg (rechts des kleinen Pavillons). Bei Regen solltest du hier recht vorsichtig laufen, die Basaltsteine können dann ziemlich glatt werden. Am nächsten Wegabzweig biegen wir scharf nach rechts ab. Gleich darauf kommt auf der linken Seite eine alte Absperrung. Die musst du unbedingt ernst nehmen und nicht dahinterklettern - dort geht es senkrecht hinunter in den alten Steinbruch, den wir nachher noch von unten sehen werden. Aber im Naturschutzgebiet verlassen wir ja sowieso nicht die Wege. Der schmale Steig führt durch einen sehr artenreichen Laubmischwald, in dem auch seltene Pflanzen wachsen und viele Vögel leben. Besonders in den dicken Buchen, die wir nach der nächsten Kreuzung - hier gehen wir links - sehen, hämmern Schwarzspechte ihre Höhlen, die dann auch von anderen Arten bezogen werden.
Schon bald erreichen wir also den alten Steinbruch mit dem tiefen Steinbruchsee. Bis vor achtzig Jahren wurde hier der Basalt abgebaut und zu Eisenbahnschotter verarbeitet. Der gesamte Berg stand in der Gefahr, abgetragen zu werden. Deshalb sammelte damals ein Naturschutzverein (der Landesverein Sächsischer Heimatschutz) Geld, kaufte den Geisingberg, ließ den Steinbruch stilllegen und das ganze Gebiet als Naturschutzgebiet erklären. Wir sollten den Leuten von damals heute noch dankbar dafür sein.
Links neben der Hütte am Steinbruchsee steigen wir zum Hauptweg hinab und folgen diesem an der gleich anschließenden Weggabelung nach links. Hinter einer kleinen Quellfassung mit leckerem Geisingbergwasser kommen wir aus dem Wald heraus. Hier an dieser Stelle befand sich einstmals eine große Skischanze, auf der sogar deutsche Meisterschaften im Skispringen stattfanden. Aber das ist lange her. Inzwischen haben sich auch hier wieder Pflanzen der Berg- und Feuchtwiesen eingefunden. Noch ein Stück weiter, und wir kommen an einer der artenreichsten Wiesen des alten Naturschutzgebietes vorbei. Durch den Waldrand hindurch kannst du im Mai die Trollblumen leuchten sehen. Es ist dies die sogenannte "Liftwiese", denn hier quert die Sachsenabfahrt den Weg sowie der zugehörige kleine Skilift. Früher war auch diese Abfahrtsstrecke unter Skifahrern beliebt - seit dem Ausbau der Eisenbahnstrecke kommt man jetzt aber nicht mehr weit.
An mehreren Steinrücken erkennt man unterwegs, dass auf ihnen in den letzten Jahren Bäume abgesägt worden sind. Die Lesesteinwälle sollen auf diese Weise wieder mehr Licht bekommen, und mit ihnen die Sonnenplätze der Kreuzottern sowie die Stellen mit den seltenen Feuerlilien und Buschnelken.
Schließlich kommen wir an eine weitere Weggabelung, im Nordwesten des Berges. Hier heißt es, unbedingt nach rechts abzubiegen, um die schönste Bergwiese Sachsens kennenzulernen. Im Mai und Juni kannst du hier einen wunderschönen Blütenzauber erleben: goldgelbe Trollblumen, violette Kuckucksblumen und blau-gelber Wachtelweizen zählen zu den fast hundert Pflanzenarten, die hier wachsen. Der nach dem alten Heimatforscher Artur Klengel benannte Steig führt immer am Rande der Wiese an einer Steinrücke abwärts. Je weiter du so vom eigentlichen Geisingberg wegkommst, umso geringer wird der ausgleichende Einfluss des basischen Quellwassers des Basaltberges. Die basenliebenden Trollblumen und Orchideen werden seltener, dafür kommen Arnika und Kreuzblümchen hinzu, die besser mit saurem Boden klarkommen.
Jetzt erreichen wir die "Alte Bärensteiner Straße", heute ein Feldweg, der hier parallel zur Eisenbahnstrecke verläuft. Hier kannst du nach links gehen und kommst nach rund anderthalb Kilometern zurück zum Altenberger Bahnhof.
Für besonders wanderlustige Naturfreunde gibt es noch viele Möglichkeiten, die Tour auszudehnen: Nach rechts geht es in Richtung Bärenstein (4 bis 5 km) oder zum Wildpark Hartmannmühle (3 km), wo man auch in die Müglitztalbahn einsteigen kann. Oder du läufst ein kurzes Stück nach links und folgst dann nach rechts der Wandermarkierung. Da geht es ins Bielatal mit der großen Spülkippe (wo in den siebziger und achtziger Jahren all das taube Gestein aus dem Altenberger Zinnbergbau abgelagert wurde). Dahinter erstreckt sich das Naturschutzgebiet Weicholdswald - einer der schönsten, naturnahen Buchenmischwälder Sachsens. 4 bis 5 Kilometer sind es bis zur "Biotoppflegebasis Bielatal" der Grünen Liga Osterzgebirge, wo im Sommer immer das Heulager stattfindet.